Maximilian Werner und die badische Revolution 1848/49
Lange hat es gedauert, bis die deutsche Revolution 1848/49 ihrer wahren Bedeutung gemäß gewürdigt wurde. Wenngleich der Gedanke von Freiheit und Demokratie 1950 durch den Sieg der Reaktion einen herben Rückschlag erlitt und verdrängt wurde vom reinen deutschen Einheits- und Großmachtsstreben, gilt diese bürgerliche Emanzipationsbewegung mit dem Höhepunkt der Verabschiedung der Verfassung in der Frankfurter Paulskirche heute als Wiege der deutschen Demokratie.
Schon während meiner Zeit am Gymnasium und später im Geschichtsstudium befasste ich mich intensiv mit der Revolution 1848/49. Dass ich mich dann auf die Geschehnisse in Baden konzentrierte, lag natürlich an meiner badischen Herkunft und daran, dass dort besonders heftig bis zum bitteren Ende für die Ziele der Paulskirche gefochten wurde. Doch waren es vor allem auch familiäre Bezüge, die meinen Forschertrieb weckten, wobei ich dies meiner Mutter Maria Werner verdankte, die sich akribisch in die Geschichte der Familie vertiefte und bei ihren Recherchen spannendes Material über deren Engagement in der Revolutionszeit zu Tage förderte. Wenngleich sich die ganze Familie aktiv an der Revolution beteiligt hatte, war es vor allem mein Ururgroßonkel, der Oberkircher Rechtsanwalt Maximilian Werner, der bleibende Spuren hinterließ.
Als Kriegsminister der badischen Revolutionsregierung und zuletzt gar als deren einziger verbliebener Repräsentant kämpfte er hartnäckig so lange, bis jede Hoffnung schwand und ihm nur mehr blieb, die Reste der badischen Revolutionstruppen über die Schweizer Grenze zu retten. Weniger bekannt als andere Revolutionsführer wurde er zum einen deswegen, weil er sich mehr der revolutionären Praxis zuwandte, keine Memoiren oder andere schriftlichen Quellen hinterließ und sich die Spuren des steckbrieflich Gesuchten auf der Flucht verwischt hatten. Erst langwierige Recherchen, die in meinen 1993 veröffentlichten Aufsatz über Maximilian Werner mündeten, beleuchten erstmals ausführlich seine Rolle während der Revolutionszeit und sein weiteres Schicksal.
Als im neuen Ständehaus in Karlsruhe eine dauerhafte Ausstellung mit elektronisch abrufbaren Porträts badischer Revolutionäre eröffnet wurde, war das für mich zudem ein willkommener Anlass, damals noch als Volontär für die Badischen Neuesten Nachrichten, einen umfangreichen Artikel über Maximilian Werner zu verfassen und damit auch die zuvor völlig defizitären Angaben zu Werner im Karlsruher Ständehaus zu ergänzen.
Dank meines Aufsatzes erinnerte sich auch die Stadt Oberkirch wieder an ihren prominenten Bürger mit der Folge, dass ich 1997 im Vorfeld der Feiern zum Revolutionsjubiläum von der Stadt Oberkirch zu einem kuriosen Unterfangen eingeladen wurde. Gemeinsam mit zwei Kommissarinnen des Bundeskriminalamts, die ihr elektronisches Fahnder-Equipment mitgebracht hatten, sollte ich Max Werner, von dem keine Fotos existieren, anhand von zeitgenössischen Steckbriefen ein Gesicht geben. Das Ergebnis können Sie neben dem Aufsatz auf dieser Seite einsehen. Beigefügt sind einige damals zu diesem Anlass erschienene Presseartikel.
Zudem finden Sie Beiträge, die ich für die badische Zeitschrift Standpunkte, damals noch als deren stellvertretender Chefredakteur, zum Revolutionsjubiläum 1998 verfasste sowie aus einer von mir als damaliger Redakteur initiierten, recherchierten und betreuten Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten. Diese erschien 1995 in der Ausgabe Acher- und Bühler Bote mit Artikeln und Porträts zur badischen Revolution. Dank nochmals an Andrea Melcher, die mir damals als Autorin einiger Beiträge zur Seite stand.
Nun hoffe ich, Ihr Interesse geweckt zu haben, wünsche Ihnen eine ergiebige Lektüre und freue mich über jede Reaktion.
Alexander Werner